Schnell handeln

Leider findet der Gang zu einem Tierverhaltensberater meist erst dann statt, wenn alle anderen Versuche, die Probleme zu beheben, gescheitert sind. Besitzer und Hund haben oft eine lange Odyssee durch verschiedene Hundeschulen und auch Tierärzte hinter sich und mussten sich mit zahlreichen Tipps anderer Hundehalter herumschlagen. Dabei sind nicht alle Probleme so schwierig, wie sie zunächst erscheinen, andere bedarfen einer langen Therapiephase mit vielen Trainings- und Therapieeinheiten, um überhaupt auf ein überschaubares Level zu kommen. Zögern Sie also bitte nicht zu lange, eine wirklich fachkundige Beratung in Anspruch zu nehmen. Denn jedes Verhalten, das weiter eingeübt wird, verfestigt sich und wird somit immer schwerer zu trainieren. Für uns Trainer und Berater ist das, finanziell gesehen, natürlich von Vorteil - denn je länger die Beratung dauert, desto mehr Geld bekommt der Berater. Glauben Sie mir also, dass es in Ihrem Interesse und dem des Tieres ist, lieber ein kleines Problem sofort zu behandeln als ein riesiges erst nach etlichen Jahren anzugehen. Für manche Fälle könnte es dann auch schon zu spät sein.

Hundeschule oder Tierpsychologe?

Wann Sie besser einen Verhaltensberater anfordern

 

Der Bereich der Tierverhaltenstherapie ist noch sehr jung, und bis vor wenigen Jahren war es üblich, dass auf dem Hundeplatz auch alle Verhaltensprobleme besprochen und angegangen wurden. Mehr und mehr setzen sich auch reine Verhaltensberater und -therapeuten durch, die sich ausschließlich um Verhaltensprobleme kümmern. Dies ist meiner Meinung nach eine sehr positive Entwicklung, da der Spezialisierung in beiden Bereichen somit mehr Raum gegeben wird.

 

Folgende Probleme sollten lieber von einem ausgebildeten Verhaltensberater/Verhaltenstherapeuten behandelt werden:

 

- ausgeprägte Ängste vor Dingen, Umgebungen, Menschen, Artgenossen und anderen Tieren, Geräuschen usw. mit allen dazugehörigen Verhaltensauffälligkeiten wie Beißen, Schnappen, Bellen, Flüchten usw.


- Aggressionen mit verschiedenen Hintergründen wie territoriale Aggression, Ressourcenverteidigung, Leinenaggression usw.

 

- Trennungsstress mit allen Symptomen

 

- Verlust der Stubenreinheit und andere Ursachen, die Urinieren und Kot absetzen im Haus zur Folge haben,

 

- Probleme der Futteraufnahme und des Trinkverhaltens,

 

- Hyperaktivität, aufmerksamkeitsheischendes Verhalten und ähnliche "aufdringliche" Verhaltensweisen,

 

- Stresssymtome wie Haarausfall, Stereotypien (zwanghafte Handlungen), ...,

 

- allgemein unerwünschtes bis krankhaftes Verhalten.

 

Im Allgemeinen gilt:

 

Wenn Mensch, Tier und/oder Umgebung leidet, besteht Handlungsbedarf. Niemand sollte es hinnehmen müssen, zu leiden (auch nicht die Besitzer/Nachbarn/Kinder usw.)

 

Vorteile Hundeschule

 

Es gibt Probleme, die sich besser auf dem Übungsplatz und mithilfe eines kompetenten Trainerkollegens bearbeiten lassen. Hundeschulen haben gegenüber einem reinen Verhaltensberater verschiedene Vorteile:

 

- sie sind meist preislich attraktiver

 - das Training findet meist in Gruppen statt (Austausch mit anderen Besitzern, Kontakt zu anderen Hunden usw.)

 - es steigert die Praxiserfahrung

 

Auf diesen Gebieten sind GUTE Hundeschulen einem Verhaltensberater wahrscheinlich vorzuziehen:

 

- Kommandoübungen (Sitz, Platz, Bleib, Komm usw.)

- Hundesport (Agility, Mantrailing, Obediance usw.)

- Welpenstunde

- verbesserter Rückruf und andere Übungen in Ablenkungssituationen

 

Bei der Wahl der richtigen Hundeschule sollten Sie auf verschiedene Dinge sehr genau achten. Besonders Welpenstunden sind eine heikle Angelegenheit, die manche Trainerkollegen viel zu sehr auf die leichte Schulter nehmen. Da in der Regel keine ernsthaften Verletzungen bei Auseinandersetzungen von Welpen entstehen, wird der ganzen Sache einfach "freie Bahn" gelassen und somit nicht nur der Sinn und das Potenzial einer Welpenstunde völlig verfehlt, sondern auch in der sensiblen Sozialisierungsphase der Grundstein für späteres, unangemessenes Sozialverhalten gegenüber Artgenossen gelegt.

 

Diese Kriterien sollten Hundeschulen meiner Meinung nach erfüllen:

 

 - kein Einsatz von Strafreizen wie Wasserpistole, Rasselbüchse oder noch schlimmeren Dingen

 

 - Training über positive Verstärkung (also Bestätigung und Belohnung)

 

 - ein hundesicheres Gelände (keine Löcher im Zaun, Gegenstände mit Verletzungsgefahr usw.)

 

 - keine schnellen Pauschalaussagen über die angebliche Rangordnung zwischen Ihnen und Ihrem Hund (Sätze wie: "Ach, er darf auf´s Sofa? Na dann ist es ja kein Wunder, wenn er nicht kommt, wenn Sie ihn rufen!" und so weiter.)

 

 Für mich gilt der Grundsatz: Das Leben mit dem Hund muss  für alle noch Spaß machen - auch nach der Hundeschule.