Eine Chance für Tierheimhunde

Ich habe schon in verschiedenen Tierheimen als Pflegerin gearbeitet und dabei einige Hunde und Menschen gesehen, die sich voneinander trennen mussten oder sich neu gefunden haben. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Tierheimhunde ihrem schlechten Ruf absolut nicht gerecht werden und eine zweite Chance verdient haben.

Unschuldig hinter Gittern

Die allerwenigsten Hunde, Katzen und Kleintiere landen im Tierheim, weil sie aggressiv sind oder irgendwelche anderen Probleme in ihrem Zuhause hatten. Die Gründe für eine Abgabe können sehr verschieden sein. Um nur einige aufzuzählen:

  • Geldprobleme der Besitzer
  • Probleme bei der Suche nach einer neuen Wohnung
  • Allergien (v.a. bei Kindern)
  • Trennung zweier Partner, wobei sich keiner der beiden allein um den Hund kümmern kann
  • Krankheit des Besitzers
  • Krankheit des Hundes (damit verbundene Geldprobleme)

 

In drei verschiedenen Tierheimen habe ich nur einmal gehört, dass ein Hund wegen Beißens da war, und zwar ein Dackel. Die Besitzer wollten diesen aber gar nicht ins Tierheim bringen, sondern einschläfern lassen - worauf die Tierärztin sie an das Tierheim verwies.

Das Tierheim - ein stressendes Umfeld

Die meisten Hunde leiden, trotz sehr engagierter Tierpfleger, sehr unter der Situation im Tierheim. Ein Tierheim ist ein stressiges Lebensumfeld. Der hohe Geräuschpegel, die Trennung von Bezugspersonen und die Nähe zu Artgenossen sind nur einige der Probleme, mit denen Tierheimhunde zu kämpfen haben. Dementsprechend verhalten sich viele Hunde im Zwinger anders, als sie es in einem sicheren Familienverbund mit ihren Menschen tun würden. Oft ist große Angst oder Aggression am Gitter zu beobachten, was viele Besucher abschreckt. Hat man ein Interesse an einem der Hunde, empfielt es sich, mit den Pflegern zu sprechen. Die haben nämlich viel mit den Hunden zu tun und können daher auch am ehesten Auskunft über ihr Wesen geben.

Keine Tiere "zu verschenken"

Viele Menschen wundern sich über die Gepflogenheiten der Tierheime, wie die Tiere vermittelt werden. Als erstes wäre da zum Beispiel die Vermittlungsgebühr, die bei Hunden um 150-250 Euro betragen kann. Zunächst denken viele Menschen: Sollten die Tierheime nicht froh sein, dass man ihnen ein Tier abnimmt? Natürlich ist das so. Jedoch tragen die meisten Tierheime sich ausschließlich über Spenden, und die Gebühren decken oft nur einen Teil der Kosten, die das Tier durch Impfung, Behandlung, Kastration und so weiter verursacht hat.

Außerdem ist den Tierheimen wichtig, dass "ihre" Tiere in gute Hände kommen. Sicher kann man das nicht allein am Geld ablesen, weswegen auch längere Befragungen über die Lebensverhältnisse, Wohnverhältnisse, Arbeitszeiten usw. des neuen Besitzers stattfinden. Die Ansicht der Tierheime, die ich übrigends teile, ist: Wer es sich nicht leisten kann, 250 Euro für einen Hund auszugeben, kann sich auch nicht den Unterhalt eines Hundes leisten. Denn Tierarztrechnungen können schnell mal einige hundert Euro betragen, und das muss sofort bezahlt werden - nicht erst, wenn man etwas angespart hat.

Wenn Sie also ein Tierheim aufsuchen, ärgern Sie sich nicht über die löchernden Fragen der Mitarbeiter. Sie wollen ja nur das Beste für ihre Tiere, genau wie Sie.

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