Pro und Contra Mehrhundehaltung

Der Trend geht hin zum Zweithund. Immer mehr Menschen wollen ihr Leben und das ihres Partners auf vier Pfoten mit einem neuen pelzigen Familienmitglied bereichern. Ob ein weiterer Hund allerdings tatsächlich eine Bereicherung oder eher eine Belastung darstellt, hängt von vielen Faktoren ab.

 

Alles durch Zwei

 

Ein weiterer Hund bedeutet weitere Kosten, vor allem bei älteren Hunden und einigen Rassen. Es sollte klar sein, dass im Ernstfall alle Hunde gleichzeitig eine teure medizinische Versorgung brauchen könnten, die nicht darauf warten kann, dass der nächste Monat beginnt.

 

Auch den Wohnraum, den Menschen und alle weiteren Ressourcen (Liegeplätze, Sonnenplätze, Wassernäpfe, Futter, Kauartikel, Spielzeug...) müssen sich dann mehrere Hunde miteinander teilen. Dies kann vor allem dann schwierig werden, wenn ein Hund bereits längere Zeit in einem Haushalt lebt und sich mit der Familie und dem Tagesablauf angefreundet hat. Wenn dieser plötzlich alles mit einem weiteren "Konkurenten" teilen muss, ist es nicht für jeden Hund eine Bereicherung.

 

Unterschiedliche Hunde haben unterschiedliche Bedürfnisse. Die einen sind sportlicher, die anderen gemütlich. Manche lieben es, Tricks zu üben, andere schnüffeln lieber eine Stunde durchs Gras und lassen sich den Rest des Tages kraulen. Manche Gegensätze können sich ausgleichen, wenn beispielsweise der agile Sportsfreund den Bewegungs- und Beschäftigungsdrang des Menschen befriedigt, aber nicht so gern kuschelt - das kann ihm dann sein Couchpotato liebend gern abnehmen. Aber Vorsicht! Manche Dinge werden erst dann richtig interessant, wenn jemand anderes dazu kommt - auch die menschliche Nähe.

 

Bindungen zwischen zwei Hunden

 

Aber natürlich können sich auch feste, innige Bindungen zwischen zwei Hunden bilden. Vor allem bei Rüden und Hündinnen wurden teilweise sehr intensive Paarbindungen beobachtet. Es ist natürlich eine Wonne, ein solches Liebespärchen beim Kuscheln zu beobachten. Allerdings hat auch dies einige Nachteile:

 

Zum einen binden sich Hunde, die jederzeit einen Artgenossen zur Verfügung haben, oft nicht so intensiv an ihren Menschen. Vorausgesetzt natürlich, der Artgenosse wird gemocht.

 

Zum anderen können, gerade bei oben genannter Paarbindung, auf Spaziergängen starke Konkurenzsituationen entstehen - zum Beispiel wenn die geliebte Hündin mal mit einem anderen Rüden spielen will. Dies mag bei sehr verträglichen Hunden sich eher in Grenzen halten. Hunde aber, die sowieso schon öfters ein Problem mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen hatten, werden durch diese Bindung nicht unbedingt umgänglicher.

 

Problemhunde

 

Hunde, die ängstlich oder aggressiv gegenüber Menschen und/oder

Artgenossen sind oder einfach einen hohen Jagd- oder Hütetrieb haben, sollten zunächst möglichst gut trainiert oder therapiert werden, bevor ein weiterer Hund in die Familie aufgenommen wird. Denn solche Probleme lösen sich nicht einfach in Luft auf, und zwei hysterische, an der Leine ziehende Hunde sind einfach wesentlich schwerer zu halten als einer. Es gibt zwar auch den Fall, dass der Welpe oder Junghund sich am souveränen Althund orientiert und so auch einige Ängste verliert - oft ist aber auch das Gegenteil der Fall. Durch Stimmungsübertragung bellt erst der eine, dann der andere, bis die ganze Situation immer weiter eskaliert. Beide Hunde gleichzeitig zu trainieren ist oft aussichtslos, so dass man dann auch noch zwei getrennte Spaziergänge einplanen muss.

Und das Pro?

Natürlich gibt es auch Gründe für die Mehrhundehaltung. Hier seien ein paar Vorteile und Lebenssituationen, in denen sich die Mehrhundehaltung anbietet, aufgezählt.

 

1. Der Hund lebt sehr ländlich, wo er wenig Kontakt zu Artgenossen hat,

2. Der Hund hat Angst vor fremden Artgenossen, braucht aber dringend Sozialkontakt,

3. Es ist genügend Geld vorhanden,

4. Es ist genügend Platz vorhanden, sodass sich die Hunde immer aus dem Weg gehen können,

5. Wenn die Menschen ohne Hund das Haus verlassen müssen, sind die Hunde nicht allein,

6. Der Mensch hat sehr viel Zeit und nutzt sie auch, um sich mit den Hunden zu beschäftigen - notfalls auch getrennt,

7. Die Hunde haben verschiedene Einsatzgebiete, in denen sie sich entfalten können (Beispiel Schafhaltung - Schutzhund/Hütehund)

 

Fazit

 

Die meisten Hunde, die nicht besonders abgeschieden leben, haben tagsüber genügend Sozialkontakt zu ihren Artgenossen, vorausgesetzt, sie dürfen Kontakt aufnehmen und auch spielen.
Für Hunde, die sich sehr eng an ihren Menschen binden und schon mehrere Jahre der einzige Hund im Haushalt waren, kann ein weiterer Hund großen Stress und den Verzicht auf viele Privilegien, vor allem Zeit und Beschäftigung mit ihrem Menschen, bedeuten. Möchte man sich einen Zweithund zulegen, sollte das Leben und der Alltag mit dem ersten Hund bereits gut organisiert und problemlos verlaufen, damit die Probleme sich nicht summieren - denn auch ein zweiter Hund bringt ja immer sein Päckchen mit.

 

Kurzum, es darf keine Hauruck - Entscheidung sein, denn es betrifft ja immerhin zwei Individuen, die auf ihren Menschen angewiesen sind und sich der Situation nicht entziehen können. Respektieren Sie dies.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mine (Freitag, 12 Mai 2017)

    Sehr schön geschrieben! So groß der eigene Wunsch nach einem Zweithund auch ist, musste ich einsehen dass mein Ersthund damit ganz und gar nicht zufrieden wäre. Schließlich geht es ja nicht darum sein eigenes Bedürfnis einen "Kuschelhund" zu haben zu erfüllen, sondern dem schon vorhanden Hund gerecht zu werden.